Ab dem 28. Juni 2025 ist es soweit: Das Barrierefreiheitsstärkungsgesetz (BFSG) tritt in Kraft. Dann müssen die im Gesetz genannten Produkte und Dienstleistungen im Internet barrierefrei sein. Das betrifft nicht nur Websites, Apps, Online-Shops oder digitale Dokumente wie PDFs, sondern auch Social Media-Plattformen. Immerhin nutzen fast 90 Prozent der Menschen in Social-Media-Plattform wie Instagram, TikTok, X, Facebook oder LinkedIn. Gleichzeitig muss fast jeder zehnte Mensch in Deutschland mit einer schweren Behinderung leben. Deshalb ist es höchste Zeit, dass Unternehmen ihren Social-Media-Content so gestalten, dass er für alle User*innen zugänglich ist.

Barrierefreiheit auf Social Media: Leitfaden für barrierefreie Postings
Barrierefreiheit auf Social Media ist mehr als nur ein Trend – sie ist ein Muss für inklusive Kommunikation. In unserem Leitfaden erfährst du, wie du deinen Content auf allen Instagram, TikTok, Facebook & Co. barrierearm gestaltest und welche Vorteile das für dein Markenimage und die Gesellschaft hat.
Barrierefreiheit betrifft auch Social Media
Was bedeutet Barrierefreiheit auf Social Media
Noch ist digitale Barrierefreiheit Mangelware, da gibt es nichts zu beschönigen. Und auch wenn behinderte Menschen dank Smartphones, Bedienungshilfen, Screenreadern oder Spracherkennung deutlich leichter auf digitale Anwendungen und Dienstleistungen zugreifen können, heißt das nicht, dass sie damit überall zurechtkommen. Vor allem nicht in sozialen Netzwerken, wo haufenweise Content um die Aufmerksamkeit der User*innen buhlt.
Barrierefreiheit auf Social Media bedeutet kurz gesagt, Inhalte so bereitzustellen, dass sie für alle User*innen zugänglich sind – unabhängig von ihren individuellen Fähigkeiten oder Einschränkungen. Das heißt: Egal, ob eine Person blind oder sehbehindert, gehörlos oder schwerhörig ist, egal, ob sie mit anderen körperlichen Einschränkungen zu tun hat – sie muss digitale Inhalte in vollem Umfang konsumieren und verstehen können. Das Ziel ist letztlich, dass niemand aufgrund von Barrieren ausgeschlossen wird und jede Person gleichberechtigt am digitalen Austausch teilnehmen kann. Am Ende ist Barrierefreiheit für alle eine tolle Sache, da sie das Online-Erlebnis aller Menschen verbessert und erleichtert.
Vorteile von Barrierefreiheit auf Social Media
Wer Barrierefreiheit gemäß BFSG umsetzt, erfüllt gesetzliche Vorgaben und hält sich fünf- bis sechsstellige Bußgelder vom Leib. Aber das sollte natürlich nicht der Grund sein, auf Barrierefreiheit zu setzen. Sie hat nämlich viele weitere Vorteile – für dein Unternehmen und für die Gesellschaft.
- Teilhabe ist Menschenrecht: Die UN-Behindertenrechtskonvention erkennt das Recht von behinderten Menschen an, sich Infos frei zu beschaffen, zu empfangen und weiterzugeben. Mit Barrierefreiheit in den sozialen Medien ermöglichst du das.
- Inklusion stärken: Barrierefreier Social-Media-Content schafft eine inklusive Umgebung, in der jeder Mensch ohne Hindernisse interagieren und kommunizieren kann.
Aber für dich und deine Marke hat Barrierefreiheit auch große Vorteile:
- Markenimage fördern: Barrierefreie Inhalte zeigen dein Bewusstsein für Inklusion und Vielfalt, was zu einem positiven Markenimage beiträgt.
- Besseres Nutzererlebnis: Wenn Inhalte leicht zugänglich sind, profitieren alle Userinnen und User, nicht nur Menschen mit Behinderungen.
- Mehr Menschen erreichen: Gestaltest du Inhalte auf Social Media barrierefrei, erreichst du eine breitere und diversere Zielgruppe. Heißt: Mehr potenzielle Kund*innen sehen und verstehen deine Botschaften.
Verbessere direkt deine Social-Media-Posts mit diesen Tipps zur Barrierefreiheit
Schon einfache Maßnahmen helfen, die Barrierefreiheit deiner Social-Media-Posts zu verbessern und Inhalte zugänglicher zu gestalten. Und: Du kannst direkt damit anfangen!
- Klare Sprache: Schreibe einfach und drücke dich klar aus, damit jede Person deine Botschaft versteht. Vermeide Fachsprache und Sonderzeichen.
- Inklusives Gendern: Für optimale Lesbarkeit ist das übliche Gendern (maskulin, feminin) sowie genderneutrale Sprache (z.B. „Beschäftigte“) ideal. Möchte man inklusiv gendern, bietet das Gendersternchen (z.B. „Mitarbeiter*innen“) eine gute Balance, da es beim Vorlesen eine kurze Pause erzeugt, ohne den Lesefluss zu stark zu beeinträchtigen. Der Deutsche Blinden- und Sehbehindertenverband (DBSV) empfiehlt den Stern sogar ausdrücklich im Vergleich zu anderen Genderzeichen.
- Wenige Emojis: Übermäßig viele Emojis bereiten oft Probleme. Zum Beispiel für Menschen, die einen Screenreader nutzen. Emojis werden dabei laut vorgelesen, was schnell anstrengend werden kann. Setze sie daher sparsam ein und baue sie vorzugsweise am Anfang oder Ende des Contents ein.
- Hashtags bewusst wählen: Wähle wenige, konkrete Hashtags, die nicht zu lang sind und User*innen einen Mehrwert bieten. Formatiere Hashtags, die sich aus mehreren Worten zusammensetzen, als Binnenmajuskel bzw. als Camel Case. Zum Beispiel so: #BarrierefreiheitAufSocialMedia. Das hilft den Screenreadern beim Erfassen. Auf Instagram werden inzwischen immer weniger Hashtags verwendet und stattdessen auf Keywords gesetzt.
- Alt-Texte & Bildbeschreibungen: Alternativtexte (alt-Attribute), die den Inhalt von Bildern und Infografiken beschreiben, helfen User*innen mit Sehbehinderung, Inhalte zu erfassen und zu verstehen. Formuliere den Alternativtext präzise: „Bild eines Diagramms“ hat weniger Nutzen als eine Beschreibung davon, was genau das Diagramm zeigt.
- Farbe & Schrift: Wähle für deine Postings kontrastreiche Farben und gut lesbare Schriftarten für eine optimale Lesbarkeit. Hohe Kontraste zwischen Text- und Hintergrundfarben erleichtern Menschen mit Sehbehinderung, Content zu erfassen.
- Videos: Untertitel oder Transkripte sind essenziell, um auch gehörlosen und schwerhörigen User*innen Zugang zu bieten. Möglich ist auch eine parallel eingeblendete Übersetzung in Deutscher Gebärdensprache (DGS) durch eine Dolmetscherin oder einen Dolmetscher. Auch digitale Avatare können diese Aufgabe leisten.
- Struktur & Layout: Füge Überschriften, Absätze und Listen in deine Social-Media-Postings ein, um sie übersichtlicher zu machen.
- Kompatibilität: Sorge dafür, dass deine Inhalte geräteübergreifend, also auf verschiedenen Endgeräten und Browsern, funktionieren.
Barrierefrei auf Social-Media: Welche Funktionen bieten die Plattformen?
Auch wenn sich Barrierefreiheit in den USA in der Vergangenheit schnell entwickelt hat – etwa durch den Americans with Disabilities Act, kurz ADA – sind die Social-Media-Plattformen der US-Giganten nicht für alle gleichermaßen zugänglich. Aber: Sie bieten Funktionen an, um Postings und Uploads barrierearm zu gestalten.
Auf Plattformen wie Facebook, Instagram und LinkedIn lassen sich Bilder und Grafiken mit Alternativtexten versehen, die Screenreader erfassen und vorlesen können. YouTube und TikTok bieten die Option, Videos mit Untertiteln und Audiodeskriptionen zu versehen. Aber Achtung: Die automatisch generierten Untertitel sind aktuell oft noch fehlerhaft, gerade in der deutschen Sprache. Füge Untertitel deshalb am besten selbst hinzu, zum Beispiel mithilfe von KI-Tools.
Verlasse dich nicht auf Testtools, halte dich an Leitfäden zur Barrierefreiheit auf Social Media
Es gibt einige Testtools, um die Barrierefreiheit zu testen – zum Beispiel das Web Accessibility Evaluation Tool (WAVE) oder das Browser-Plugin Axe. Sie sind zwar hilfreich für Websites, stoßen aber bei Social-Media-Plattformen an ihre Grenzen, wie ein kurzer Test gezeigt hat. Verlasse dich deshalb nicht darauf und halte dich an die genannten Tipps, wenn du Postings erstellst. Online findest du viele weitere Ressourcen und Leitfäden, die dir helfen, Social-Media-Content barrierearm zu gestalten.
Lass die testen, die sich auskennen
Egal ob du eine Website, App oder ein Social-Media-Posting barrierefreier gestalten willst: Frage die Menschen, die tatsächlich damit umgehen müssen. Lass Menschen mit Behinderung einmal deine Postings prüfen. Kommen sie zurecht? Auf welche Hürden stoßen sie und welche Verbesserungen fallen ihnen ein? Fokusgruppen oder Einzeltests können dir unschätzbare Einblicke und ein umfassendes Bild der Barrierefreiheit liefern. Du kannst auch einen Dienstleister engagieren, der deine digitale Zugänglichkeit für dich prüft.
Fazit: Mit Barrierefreiheit auf Social Media erreichst du noch mehr Menschen
Barrierefreiheit betrifft uns alle – sie ist ein wesentlicher Bestandteil moderner Kommunikation. Auch auf Social Media sollte der Content so gestaltet sein, dass er für jeden zugänglich ist. So haben alle User*innen, einschließlich Menschen mit Behinderungen, die gleichen Chancen zur Interaktion und Informationsaufnahme.
Mit inklusiven Inhalten förderst du die digitale Teilhabe in sozialen Netzwerken und verbesserst die User Experience für alle. So leistest du einen Beitrag zu einer gerechteren digitalen Welt, in der niemand ausgeschlossen wird. Vergiss nicht, deinen Content regelmäßig zu testen und Feedback von Menschen mit Behinderung einzuholen. Nur durch kontinuierliche Optimierung bleiben deine Social-Media-Kanäle fair und zugänglich für alle.


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